MarathonBärenfels Heiligabend Marathon 2019

24. Dezember 2018

Marathon an Heiligabend – bescheuert?

Bericht: Rainer HauchFotos: Ruth Leuch

„Da muss man ja total bescheuert sein“, so lautete fast ausnahmslos der Kommentar der nicht laufenden Bekannten und Freunde auf die Bekanntgabe der Absicht, an Heiligabend einen Marathon zu laufen.

Genau das Gleiche dachte ich, als mich am Heiligmorgen um 6:00 Uhr der Wecker aus dem vorweihnachtlichem Tiefschlaf riss. Das ist wirklich bescheuert. Zum Glück hatte der starke Regen der Vortage in der Nacht nachgelassen, dafür ging aber die Temperatur deutlich zurück in Richtung Gefrierpunkt. Eine ähnliche Temperatur hatte meine Kommunikationsbereitschaft an diesem Morgen, kalt und dunkel war es draussen und wieder einmal verfluchte ich meine Absicht um 8:15 Uhr 42195 Meter zurückzulegen. Zum Glück waren Wolle als Mitstreiter und Ruth als Fan und Fotografin auch dabei. Wolle übrigens zum 10. Mal in Folge!

Aber wer veranstaltet eigentlich an Heiligabend einen Marathon? Die müssen doch noch durchgedrehter sein. Familie Feller, heisst die Antwort, oder genauer genommen das Bärenfels-Team, was aber in Natura auf das Gleiche hinausläuft. Genaueres über die laufverrückte Familie erfahrt ihr in meinem Bericht von 2009 (Link am Ende dieses Artikels).

Der Startort inklusive Anmeldung genauso mysteriös: Hoppstetten-Weiersbach, im Industriegebiet und dort in einem Betonloch unter der Autobahn A62.

Etwas unheimlich: Start und Anmeldung unter der A62

Zum Glück entdeckte ich noch andere dunkle Läufergestalten, es gibt noch mehr Bescheuerte auf dieser Welt, wenigstens das. Bei diesem Marathon ist alles puristisch und auf das Nötigste reduziert, ausser bei der Verpflegung, da kommen alle anderen Marathons der Welt nach einem ersten Blick in Rückstand: Unter dem Tisch mit zahlreichen Leckereien und sogar warmen Getränken schaut eine Kiste Bier hervor!

Im Betonloch unter der A62 kreisen nun bereits mehrere Gleichgesponnene herum und als Robert Feller zur Startlinie schreitet, stehen dort knapp über 100 dieser „seltsamen“ Sorte. Zeitmessmatten gibt es hier nicht, Startlinie ist der Asphaltabsatz einer Brücke zusätzlich mit einer gut gebrauchten Startbande am Brückengeländer markiert und mit einer Deutschlandfahne verziert.

Nach ein paar Tipps und Hinweisen von Robert geht es endlich los. Die Morgendämmerung lässt einen nun die Strecke erkennen, vorne geben sie schon richtig Gas, ich lasse es gemütlich angehen, Trainingslauf.

Es geht gleich bergauf und der Regen der Vortage und der letzten Nacht läuft uns schon auf dem Asphalt entgegen, ein grosses Wasserloch zwingt alle auf die schmalen Betonkanten einer Brücke auszuweichen.

Wassergraben – es nutzt nichts – 10x muss man hier vorbei

Nach 10 Minuten beginnt es langsam Spass zu machen, das Wetter ist gut und am Horizont klettert die Sonne Stück für Stück empor. Aber auch wir müssen nun klettern, irgendwoher kommen schliesslich die gut 1000 Höhenmeter dieses Marathons. Ich musste an Maren denken, dass wäre ihr Teilstück und sie hätte sich wohl gefragt, wo hier die Steigung sei. Eigentlich sollte sie ja jetzt neben mir laufen, aber sie war kurz zuvor krank geworden und nicht fit genug um zu starten. Das war sehr schade, hatte mich schon gefreut mit ihr wenigstens die steigungsfreien Meter zu laufen.

Gut 1 Kilometer zieht sich der Anstieg inklusive Spitzkehre hinauf in Richtung Bärenfels und insgesamt fünfmal muss man hier hoch, denn die Strecke ist in Runden aufgeteilt. Zu sehen bekommt man den Felsen, der auch dem Lauf seinen Namen gibt, nicht.

Mega spektakulär ist die gesamte Runde sowieso nicht, aber irgendwie ist sie doch schön und sie lässt sich trotz der Steigung ganz gut laufen. Auch der Matsch hielt sich überraschend in Grenzen, da war ich wegen dem starken Regen der Vortage auf das Schlimmste eingestellt.

Neben mir lief jetzt leider nicht Maren, dafür aber Namenskollege Rainer Koch. In der Ultraszene kein Unbekannter, er gewann den Transamerikalauf und den Transeuropalauf! 2 Runden liefen wir gemeinsam und tauschten uns über diverse Lauferfahrungen aus. Was genau wir beredeten bleibt unter uns, wer das wissen möchte muss schon selbst an Heiligabend laufen.

Nach der dritten Runde spürt man dann die Beine so langsam, noch zweimal bergwärts, dann ist es so gut wie geschafft.

Die Schleife endet kurz vor dem Betonloch unter der A62, dieses Mal drehte man nicht um den Nussknacker herum, obwohl der in der Wiese als Zuschauer postiert war, sondern man lief durch ein kleines Verpflegungszelt hindurch. Viel Platz war dort nicht, aber es reichte.

Perfektes Wetter bei der 17. Austragung des Heiligabend Marathons

Nach weiteren 2 Runden war mein 5. Heiligabend Marathon dann Geschichte und am Ziel gab es als Finishermedaille traditionell einen Lebkuchenbären!

Der Lauf wird von der Familie Feller mit viel Herzblut veranstaltet, genau das macht diese Veranstaltung so sympathisch. Kein Sponsoringschnickschnack, kein unnötiger Halligalli, Laufsport in seine puren Form, das tut richtig gut.

Während wir bei schönstem Wetter und bester Luft an Heiligabend einen Marathon liefen, fuhren unsere Freunde und Bekannten derweil in die Supermärkte und Shoppingcenter. Da muss man ja total bescheuert sein, dachte ich mir.

2009 lief ich diesen Marathon zum ersten Mal und schrieb einen detaillierten Bericht. Wer möchte, kann ihn hier nachlesen:

Heiligabend bei der FamilieBericht vom Heiligabend Marathon 2009 als PDF